Viagra Pillen or 15 Jahren, im September 1992, machte ein unbekannter Arzt aus der englischen Provinz am Telefon eine eher nebensächliche Bemerkung, die weltweite Folgen hatte. Der Mann war verbunden mit dem Entwicklungschef des weltgrößten Pharmakonzerns, der US-Firma Pfizer. Das neue Medikament habe sich als wirkungslos herausgestellt, sagte der Arzt. In seinen Feldversuchen habe er keine Besserung bei Bluthochdruck feststellen können, leider. Insofern also ein Reinfall. Aber da gebe es eine interessante Nebenwirkung.
Kurze Zeit nach dem berühmtesten Anruf in der Geschichte der Männer-Heilkunde meldete Pfizer die Substanz UK-92480 für klinische Studien an – nicht als Blutdrucksenker, sondern als Potenzmittel. Bis zu diesem Zeitpunkt war Männern weisgemacht worden, ihr Problem liege im Kopf, an Partnerin, am Stress im Büro, am ungesunden Lebensstil – da sei leider nichts zu machen, leider.
Bis zur Erfindung von Viagra Pille wurden Männer mit Erektionsstörungen wenn überhaupt psychotherapeutisch behandelt. Eine andere Therapie gab es nicht. Nachdem aber klar war, dass das Problem in der Verengung der kleinsten Gefäße im Penis lag, die man mit Medikamenten erweitern konnte, war die Erektionstörung weg. „Natürlich löst Viagra nicht alle sexuellen Probleme“, sagt der Hamburger Sexualmediziner Johannes Sievers. Manche aber schon.
Viagra Wirkung
Heute schlucken mehr als 30 Millionen weltweit die schrillblauen Pillen gegen Erektionsstörungen. Reiner Zufall, dass sich dieses Medikament jetzt, am 15. Jahrestag seiner Erfindung, dass dieses Medikament sich selber rehabilitiert. Zufall auch, dass sich die Substanz nebenbei als hocheffizientes Heilmittel entpuppt – gegen mehr als ein Dutzend gesundheitliche Probleme.
In der medizinischen Forschung bekommt Viagra Potenzmittel inzwischen ähnlich chamäleonhaft-schillernde Züge wie Aspirin. Ein Wirkstoff mit wechselnden Gesichtern – je nachdem, welches Krankheitsbild vorliegt.
Viagra für Frauen
Beispiel Jetlag: Als die Forscher der Universität in Buenos Aires die strahlendblauen Pillen an Hamster verfütterten, war das Ergebnis verblüffend. Offenbar verhindert der Viagra Wirkstoff Sildenafil den Abbau einer Substanz im Gehirn, die an der Steuerung der inneren Uhr beteiligt ist. Das erleichtert die Anpassung des Körpers an einen veränderten Tag-Nacht-Rhythmus.
Die Wissenschaftler verabreichten den Hamstern das Medikament und verkürzten ihnen die Ruhephase durch Beleuchtung um sechs Stunden. Anschließend bemühten die Nager das Laufrad – gerade so, als wären sie völlig ausgeruht.
Beste Viagra Pillen für die innere Uhr
Forscher aus Argentinien hoffen, dass der Wirkstoff Sildenafil nicht nur bei Potenzstörungen, sondern auch bei Zeitproblemen der Schichtarbeit helfen kann. Das scheint eine Studie zu belegen.
Viagra frei Verkäuflich macht fit im Kopf
Viagra fürs Hirn? Diesen Traum hatten schon die alten Griechen. Ein Spray in jedes Nasenloch, eine Pille auf der Zunge – und das Vergessen ist besiegt, aus dem Kopf lässt sich beliebiges abspulen – Zahlenreihen, Telefonbücher, wissenschaftliche Wälzer. Für die moderne Forschung ist es eine Vision, die kurz vor der Verwirklichung steht: Molekularbiologen haben so genaue Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns gewonnen, dass sie mit Pharmazie Wissen und Vergessen steuern können.
Verschiedene Studien legen nahe, dass auch Viagra Tablets eine gute Gedächtnismedizin sein könnte. Wie die Wirkung zustande kommt, ist unklar. US-Forscher der Auburn University in Alabama verfolgen die These, dass der Botenstoff cGMP, der beim Mann die Gefäße erweitert, den Blutfluss erhöht und vermehrt Glukose ins Hirn schleust.
Normalerweise wird der Abbau dieses Botenstoffs von Stickstoffmonoxid gesteuert. Viagra greift in diesen Prozess ein, verlangsamt den Abbau von cGMP. Eine Wirkung, die auch Alzheimer-Patienten helfen könnte. Denn im Alter, so wissen Forscher, lässt die Bildung von cGMP stark nach. Das Team brachte die Substanz auch als Schmerzmittel ins Rennen.
Seinen Effekt auf Glukose brachte den Wirkstoff auch als potenzielles Diabetes-Mittel ins Gespräch: Mexikanische Forscher des Institutes des Seguro Social in Mexiko Stadt förderten eine kurzfristig positive Wirkung bei 40 Männern mit Diabetes Type-2 zutage.
Unfruchtbare Frauen können mit Viagra schwanger werden
Inzwischen schlucken nicht nur Männer Viagra. Zwischen männlicher und weiblicher Sexualität entdeckt man zunehmend erstaunliche Parallelen: Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte – oder die Arzneien dagegen – können bei Männern zu Erektionsstörungen führen. Heute geht man davon aus, dass diese Faktoren bei Frauen ebenfalls sexuelle Funktionen beeinträchtigen können.
Viel hängt auch davon ab, wie gut das Gewebe während der Erregung durchblutet ist: je stärker, desto mehr Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen. Bei älteren Patientinnen mit Bluthochdruck und Arteriosklerose oder bei Raucherinnen nimmt die Durchblutung ab. Rührt das Orgasmusproblem einer Frau daher, kann es sinnvoll sein, den Einsatz von Viagra zu testen – in der modernen Gynäkologie gängige Praxis.
Auch Schwangeren wird Viagra zuweilen empfohlen
Auch Schwangeren wird zuweilen das Mittel empfohlen. Vor sechs Jahren wurde eine Amerikanerin dank Viagra schwanger, nachdem die Ärzte sie als unfruchtbar diagnostiziert hatten. Die 36-jährige Frau war bereits zwei Mal künstlich befruchtet worden, doch ihre Gebärmutterschleimhaut war zu dünn, die befruchteten Eizellen konnten sich nicht einnisten. Sie verlor die Embryos und wandte sich an Geoffrey Sher, Las Vegas. Der Arzt hatte bereits Experimente mit Viagra an Mäusen durchgeführt und kam zu dem Schluss, dass das Medikament Frauen helfen könnte, die Gebärmutterschleimhaut großzügig aufzubauen.
Vier unfruchtbare Frauen haben bislang an Shers Viagra-Experiment teilgenommen, drei von ihnen wurden schwanger. Die Ergebnisse wurden im „British Journal of Human Reproduction“ veröffentlicht.
Ärzte benutzen Viagra darüber hinaus bei Schwangeren, deren Gebärmutter verengt ist, wodurch das Wachstum des Fötus gebremst wird und das Risiko einer Frühgeburt drastisch steigt – statistisch trifft das etwa fünf Prozent der Neugeborenen in Großbritannien zu.